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Belletristik

Klüpfel, Volker, Kobr, Michael - Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire

Ein ehemaliger Apotheker, der aufgrund unglücklicher Umstände an der Cote d'Azur nunmehr als Hausmeister tätig ist und illegalerweise fremde Häuser als Ferienwohnungen vermietet, wittert seine Chance aufs große Geld als er im Anwesen der adeligen Familie Vicomte eine Leiche findet. Also rekrutiert er etwas unfreiwillig ein exotisches Team von Möchtegern-Gaunern, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen und so letztlich den erhofften Familienschatz einer Adelsdynastie zu finden. Tollpatschig und ahnungslos manövriert die Truppe um eine Eisverkäuferin, einen ehemaligen Fremdenlegionär, eine Altwiener Lifestyledame, eine Handyshopbetreiberin und einen Wassertaxifahrer rund um die in bissigen Bildern beschriebenen Adeligen herum - und die schöpfen bald schon Verdacht.

Für alle, die sich an den illustren Figuren erfreuen und schmunzelnd unter südlicher Sonne vor herrlich malerischer Kulisse in einem Vorort von St. Tropez bei dieser Gaunerkomödie mitfiebern möchten!
(Ullstein Buchverlag, 2022)

 

 

 

 

Richard Osman - Der Donnerstagsmordclub

Wir haben uns den neuen Bestseller aus England angesehen und stellen ihn euch vor:Neben eine idyllische, luxuriöse Seniorenresidenz in Südengland möchte ein zwielichtiger Immobilienunternehmer anbauen, noch dazu auf einem alten Nonnenfriedhof und das Hügelland des Altbauerns daneben, das er braucht, besitzt er auch noch nicht. Naheliegend, dass da einige was dagegen haben. Es dauert also nicht lange, bis der Erste tot ist und ein exzellentes Quartett aus der Bewohnerschaft eigene Ermittlungen aufnimmt… In schnörkellos amüsanter Sprache und kurzen Einheiten aus verschiedenen Perspektiven wird zunächst genüsslich das Setting vorgestellt, samt vermeintlich harmloser, aber abgebrühter Hauptdarsteller. Aus deren Alltag erfährt man nicht nur Nützliches aus den jeweiligen Vergangenheiten (inklusive praktischer Netzwerke), sondern auch – ähnlich einem Dorftratsch – bissig Zynisches über Nebenschauplätze. Der Krimi nimmt schnell Fahrt auf, hält die Spannung, entflechtet die verdächtigen Strukturen und überrascht ständig – bis zum Schluss! Ein herrliches Erlebnis wie ein Kurzurlaub in England, ein Muss für Krimifans und ab sofort in eurer Bücherei!

(Verlag List, 2021, 464 Seiten)

 

Richard Osman - Der Mann, der zweimal starb

Der zweite Fall des Donnerstagsmordclubs verspricht noch spannender zu werden: Die Mafia, eine Drogenhändlerin UND einen internationalen Geldwäscher drankriegen? Klingt utopisch, aber was ist schon zu schwierig für Elizabeth Best? Ein ehemaliger Geheimdienstkollege bittet sie um Hilfe, nur sie könne sein Überleben sichern. Wieder einmal soll sie diesen speziellen Kollegen aus der Patsche rausholen, und was wie ein codiertes, schwieriges Rätsel beginnt, wird bald schon Stück für Stück auseinander genommen. Die Verdächtigen wechseln sich ab, wem kann man noch trauen? Joyce, Ron und Bodgan natürlich! Und wie Elizabeth alle beteiligten Kontrahenten gegeneinander ausspielt, und ganz nebenbei noch höchstpersönliche Rache nimmt (ist das eigentlich legal? Egal!), ist einfach brilliant!

(Verlag List, 2022, 446 Seiten)

 

Marc-Uwe Kling - QualityLand

Drohnen liefern Pakete aus, selbstfahrende Autos bestimmen den Straßenverkehr, virtuelle Realitäten lassen einen den Alltag vergessen und wer nicht bei Everybody registriert ist, existiert de facto gar nicht. Der tragische Held dieser Geschichte ist Peter Arbeitsloser, von Beruf Maschinenverschrotter. Warum sein Familienname „Arbeitsloser“ lautet, wird auf den ersten Seiten in Band eins sehr amüsant erklärt. So viel sei verraten, es hat etwas mit dem letzten Beruf der Eltern zu tun.
The Shop schickt ihm eines Tages einen Artikel zu, den er gar nicht haben möchte, aber er kann ihn nicht zurückgeben, denn das System macht keine Fehler. Was der Algorithmus berechnet, das stimmt und The Shop weiß ganz genau was seine Kunden wollen, ohne dass sie überhaupt wissen, dass sie es brauchen. Eine Zukunftssatire über eine Gesellschaft, die sich ganz den Maschinen und dem virtuellen Leben hingegeben hat. Beide Teile absolut lesenswert, unter anderem auch deswegen, weil diese grotesk skizzierte und überzeichneten Welt von Marc Uwe Kling auch eine gewisse Gesellschaftskritik darstellt und die Bücher auch dazu anregen, das eigene Konsumverhalten und den persönlichen digitalen Fußabdruck kritisch zu hinterfragen.

QualityLand (Ullstein Verlag, 2017, 381 Seiten)
QualityLand 2.0: Kikis Geheimnis (Ullstein Verlag2020, 427 Seiten)

 

Goldie Goldbloom - Eine ganze Welt

„Eine ganze Welt“ - jene Welt, die mit der Entstehung eines jeden Kindes  beginnt. Die Autorin, die selbst als achtfache Mutter und Chassidin in Chicago lebt, entführt uns in die Welt des orthodoxen Judentums der Gegenwart in New York und erzählt die Geschichte der 57-jährigen Surie Eckstein, die – selbst bereits Urgroßmutter – überraschend schwanger wird, noch dazu mit Zwillingen!
Auf einfühlsame und fesselnde Weise beschreibt Goldbloom die Gedanken, Zweifel und Sorgen der hochangesehenen „Rebezen“ Eckstein angesichts der strengen moralischen Grundsätze ihrer Gemeinde, die sie davon abhalten, ihren unschicklichen Zustand publik zu machen. In der erfahrenen Hebamme Val findet sie jedoch eine Vertrauensperson, die ihr eine neue Bestimmung aufzeigt.
Ich konnte dieses Buch, das mir zufällig in die Hände gefallen ist, einfach nicht mehr zur Seite legen. Zu faszinierend war die parallele Welt dieser chassidischen Gemeinschaft, die im Zentrum der amerikanischen Großstadt schlechthin nach ihren eigenen Regeln lebt und an denselben Vorschriften festhält wie vor hundert Jahren.

Eine klare Leseempfehlung für alle, die sich ein bisschen in die traditionsbewusste Lebensweise der jüdischen Gemeinde von Williamsburg hineinversetzen wollen.

(Hoffmann und Camoe, 2021, 284 Seiten)

Benoîte Groult - Salz auf unserer Haut

Dieser moderne Klassiker ist mit vielen Facetten ausgestattet, die der Leserin und dem Leser, die weibliche Sicht einer über Jahrzehnte lang andauernden, heimlichen Beziehung
darstellt. Hier knistern die Seiten regelrecht. Unverblümt, für die damalige Zeit, provokant und clever pointiert ist dieses Werk mit Sicherheit für die Ewigkeit geschaffen, so wie die erste Liebe, die zwischen der jungen George und dem Fischer Gauvin entfacht.
Man begleitet die beiden Protagonisten auf 187 Seiten auf einer Achterbahn der Gefühle. Ein in den 90er Jahren viel diskutierter Roman, Kitsch oder Weltliteratur, entscheidet selbst.
Einen Warnhinweis müssen wir euch bei diesem Buch jedoch mitgeben, Taschentücher bereithalten!

(Weltbild Verlag, 2005, 188 Seiten)

 

Maja Lunde - Die Geschichte der Bienen

Maja Lundes Buch „Die Geschichte der Bienen“ erzählt in drei unterschiedlichen Erzählsträngen über Menschen, Verlust, Leben und nicht zuletzt, über das Sterben der Bienen.Die Leserinnen und Leser steigen sofort in die dystopische Geschichte von Tao ein, die im Jahr 2098 lebt und tagtäglich die Bäume von Hand bestäuben muss. Nach diesem Kapital lernt man, den im 19. Jahrhundert im Sterben liegenden, William kennen, der mit seinen getroffenen Entscheidungen hadert und im dritten Erzählstrang taucht man in die Lebensgeschichte von Tom ein, der im Jahr 2007 versucht über sich selbst zu entscheiden, und nicht die Imkerei des Vaters weiterführen möchte.
Es sind spannend miteinander verwobene Geschichten, die wir in diesem zum Nachdenken anregenden Roman von Lunde erzählt bekommen. Der atmosphärische Erzählkomplex regt an mehr auf die Umwelt zu achten und sich darüber Gedanken zu machen wie wichtig die Bienen für uns sind.
Für Jugendliche und Erwachsene empfohlen.  Der Roman steht auch als Hörbuch zur Entlehnung zur Verfügung.

(Btb Verlag, 2017, 509 Seiten)

Thomas Stipsits - Die Uhudler-Verschwörung

Wer sich einen amüsanten Leseabend schenken möchte, dem kann ich diesen humorvollen Krimi wärmstens empfehlen.
Der eigenwillige Chefinspektor Sifkovits, der stets Käsepappeltee und bei besonderen Anlässen auch gerne einmal ein Gläschen Uhudlerlikör trinkt, ermittelt wieder.
Wobei Sifkovits mit seinem untrügerischen Instinkt für Verbrechen dem Chef erst einmal beweisen muss, dass es kein Un-, sondern ein Mordfall ist. Die „Kopftuchmafia” – die Resetarits Hilda, die dicke Grandits Resl und seine Mutter Baba – sind selbstverständlich auch wieder tatkräftig mit dabei! 

(Carl Uberreuter Verlag 2020, 176 Seiten)

 

Mary E. Garner - Das Buch der gelöschten Wörter (3 Bände)

Die Absorbierer wollen seit vielen Jahren Worte, die in böser Absicht geschrieben und dann gelöscht wurden, dazu nutzen Schaden in der realen Welt anzurichten.
Ein Buch, bewacht durch den Bund, hält die bösen Worte gebannt, doch es braucht Verwandler, um das Buch zu reinigen, denn niemand weiß was geschen würde, wenn die letzte Seite beschrieben wird.
Hope Turner hat ein besonderes Talent, Worte zu neutralisieren und die Buchwelt braucht sie mehr denn je.
Wir treffen in der Geschichte auf Lassie, Black Beauty, Frau Holle, Anna Karenina, Lancelot, den Zauberer von Oz und viele mehr und jedes Mal darf man für ein paar Seiten in ein anderes Setting eintauchen.
Die Verfolgung der Absorbierer und deren Anführer erstreckt sich über 3 Bände. Nach und nach werden die verschiedenen Biografien und die Entstehung des Bundes offen gelegt. Eine komplexe Geschichte, die im ersten Band viele Fragen offen lässt, doch mit jedem Band werden die Lücken geschlossen, Spannung pur auf jeder Seite.

(Lübbe Verlag, 2020, Band 1: 413 S.;  Band 2: 413 S.; Band 3: 416 S.)

 

Sofía Segiova - Das Flüstern der Bienen

Mexiko, Anfang des 20.Jh. Während der mexikanischen Revolution, Landreform und der spanischen Grippe (deren Auswirkungen sehr an die aktuelle Pandemie denken lassen), lebt die vermögende Familie Morales seit Generationen mit ihren Bediensteten und Landarbeitern auf einer Hacienda inmitten von riesigen Ländereien nahe der kleinen Stadt Linares. Unter ihnen die uralte Nana Reja,  die als Amme einige Generationen begleitete. Eines Tages findet sie ein ausgesetztes Baby, dessen Körper über und über mit Bienen bedeckt ist. Die Gutsbesitzer Francisco und Beatriz Morales nehmen den aufgrund einer Gaumenspalte entstellten und stummen Jungen wie ihren eigenen Sohn bei sich auf und fortan sind deren Sohn und Simonopio, wie das Findelkind genannt wird, unzertrennlich. Simonopio hat ein ganz besonderes Verhältnis zu seinem Bienenschwarm, der ihn ständig begleitet und schützt. Er lernt, mit den Augen der Bienen und auch in die Zukunft zu sehen und das Flüstern der Bienen, das ihn vor Gefahren warnt, zu verstehen. Aber nicht jedes Unheil kann er damit abwenden...

(List Verlag 2021, 480 Seiten)